Die griechische Schuldenkrise sorgt etwa fünf Jahre nach
ihrem Ausbruch immer wieder für Schlagzeilen. Noch öfter wird aber in der
letzten Zeit nach der Wahl der linken Regierung von Tsipras und dem Anfang der
neuen Verhandlungsrunde mit EU darüber berichtet. Infolgedessen werden wir, die
Griechen im Ausland, in unserem Alltag, meistens gut gemeint, gefragt:
"Wie sieht’s eigentlich mit Griechenland aus?", und dann geraten wir
in Verlegenheit. Um das Ganze zu verschlechtern, kommt nun eine unangemessene Kampagne von einer Boulevardzeitung.
Die Leute könnten sich vielleicht einen besseren
Überblick darüber verschaffen, was die letzten Jahre im Land der
"gierigen" und "undankbaren" Griechen tatsächlich passiert
ist, wenn die entsprechenden Berichte von deutschen Medien objektiver wären.
Die Situation lässt sich auf keinen Fall einfach erklären, aber ich kann es
nicht ertragen, dass die Wahrheit verdreht wird. Ein Teil der Wahrheit ist
natürlich, dass viel Geld im Rahmen der EU bis zur Weltwirtschaftskrise 2009 in
die griechische Wirtschaft gerichtet wurde. Die Regierungen haben es leider nicht
konstruktiv genutzt. Im Gegensatz dazu war ein Zusammenbruch der Institutionen,
fehlende Infrastruktur und starke Korruption zu sehen. Bei diesen Phänomenen
waren allerdings die Griechen keine Pioniere und die Verbindungen blieben nicht
nur innerhalb des Landes. Eine der größten Korruptionsskandalen, wenn nicht
die Größte, in Griechenland stammt zum Beispiel aus der deutschen
"Siemens" und, als Herr Schäuble letztens bei einer Pressekonferenz
darüber gefragt wurde, vermied er offensichtlich zu beantworten. Für diese
Probleme sind die Griechen trotzdem, ohne Zweifel, selbst schuld.
Was Vielen wahrscheinlich aber auf der anderen Seite
nicht bekannt ist, betrifft die "Rettung" des Lands des Südens seit
2010, als die Regierung vom ehemaligen Ministerpräsident Papandreou zum ersten
Mal die EU um Rettungspakete bat. Der Großteil der europäischen
Steuermilliarden floss auf die eine oder andere Art und Weise an private Banken und Hedgefonds und nicht an das Volk. Auch wenn wir zugeben, dass die
konjunkturelle Erholung durch die Banken kommt, unter welchen Voraussetzungen
sollen die Bank-Risiken von griechischen Steuerzahlern übernommen werden? Eine
Antwort würde lauten, dass die Wirtschaft dadurch wachsen würde, die Krise wäre
dann vorbei und die Anleihen könnten somit zurückbezahlt werden. Nach dem zu
urteilen, was die Ergebnisse der 5-jährigen Umsetzung von solchen Programmen
sind, dürfte niemand davon überzeugt werden: Schuldenerhöhung, mehr als 50%
Jugendarbeitslosigkeit, die zu einer immensen Abwanderung von Wissenschaftlern
führte, ein zusammengebrochenes Gesundheitswesen, unzählige
humanistische Opfer...
Anscheinend wird eine andere Politik in Zusammenarbeit
mit europäischen Institutionen für die griechische Krise benötigt. Das
griechische Volk hat bisher viel Geduld gezeigt und soll sich weiterhin so reif
verhalten, damit die nötigen Reformen endlich umgesetzt werden. Erwartet ist aber meiner Meinung nach eine echte Solidarität von der
Seite der EU-Partner. Man kann im Endeffekt durch die Geschichte in der
Nachkriegszeit im Falle Deutschlands lernen, wie eine echte Solidarität gemeint
wird und wie gleiche Fehler unbedingt zu vermeiden sind!
PS: Das ist nicht als Rechtfertigung für die Situation in
meiner Heimat geschrieben. Da ich dort nie ein Vitamin-B hatte und da ich seit
ein paar Jahren aus diesem Grund und in Zusammenhang mit der entmutigenden
Arbeitslosigkeit in der Fremde lebe, wäre ich der Letzte, der sich dafür
rechtfertigen müsste. In der Fremde, wo ich mich sehr bemühen muss, um mich
richtig auszudrücken und mich an eine andere Mentalität anzupassen. Angenommen,
dass mir die Erfassung dieses Textes nicht wenig Zeit gekostet hat, schaffe ich
es noch nicht so gut. Hoffentlich nehmen sich die Leute auch so viel Zeit zu
überlegen, bevor sie Kritik üben!